„Das bedeutet nicht, dass Lenny ein Betrüger ist“ – Martínez sorgt mit Flaschen-Aktion für Diskussionen

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 25 Juli 2025 um 17:30
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Lenny Martínez hat auf der 18. Etappe der Tour de France für einen der umstrittensten Momente der laufenden Rundfahrt gesorgt – und das ausgerechnet am Col du Glandon, einem der prestigeträchtigsten Anstiege der Alpen. Der junge Franzose vom Team Bahrain - Victorious nutzte den Kontakt zum Begleitfahrzeug in auffälliger Weise, um im Kampf um das Bergtrikot noch einmal Punkte zu sammeln – und zog damit scharfe Kritik auf sich.
Nachdem er im ersten Anstieg des Tages aus der Ausreißergruppe zurückgefallen war, ließ sich Martínez gleich mehrfach vom Teamfahrzeug versorgen – mit Getränken, Essen und, wie die TV-Bilder zeigten, offenbar auch mit reichlich Schubhilfe. Die Szene wurde live übertragen und verbreitete sich schnell in sozialen Medien und innerhalb des Fahrerfelds.

Kreuziger verteidigt Fahrer: „Ein Missverständnis“

Martínez erreichte den Gipfel des Col du Glandon schließlich als Erster und sicherte sich 20 KOM-Punkte – ein wertvoller, wenn auch letztlich vergeblicher Versuch, das gepunktete Trikot gegen Tadej Pogačar zu verteidigen. Am Ende des Tages musste er es dennoch abgeben. Die UCI ahndete das Verhalten zwar mit einer Acht-Punkte-Strafe und einer Geldbuße für Sportdirektor Roman Kreuziger – doch für viele im Peloton war das zu wenig.
Visma-Leo-Manager Richard Plugge übte besonders deutliche Kritik: „Selbst wenn man nur darum kämpft, im Rennen zu bleiben, ist es nicht erlaubt. Aber hier hatte es einen klaren Einfluss auf die Wertung.“
Kreuziger selbst zeigte sich gegenüber Sporza bemüht, die Wogen zu glätten: „Ich habe mich bei den Kommissaren entschuldigt und alles erklärt. Es gab ein paar Missverständnisse zwischen Lenny und mir – Französisch und Englisch, wissen Sie.“ Zugleich verteidigte er seinen Fahrer: „Das war nicht schön, aber das bedeutet nicht, dass Lenny ein Betrüger ist oder etwas falsch gemacht hat.“
Auch intern sei das Vorgehen nicht abgesprochen gewesen. „Er kam zu unserem Auto an einem Teil des Anstiegs, wo es nicht nötig war. Das war der einfachste Teil. Danach hat er gezeigt, dass er stark genug ist. Lenny ist noch jung und muss noch viel lernen“, so Kreuziger. „Wir versuchen, das Negative heute umzudrehen.“
Die Szene hat jedoch eine alte Debatte neu entfacht: Wie weit darf Unterstützung im Rennen gehen – und wo beginnt die Wettbewerbsverzerrung? Die Antwort darauf dürfte nicht nur für Lenny Martínez prägend sein, sondern auch für den Umgang mit Grauzonen im modernen Profiradsport.
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