Antonio Tiberi hat beim Giro d’Italia 2023 mit dem fünften Gesamtrang und dem Gewinn der Nachwuchswertung ein starkes Ausrufezeichen gesetzt. In diesem Jahr will sich der Italiener nicht mit einer Wiederholung zufrieden geben. Nach einem überzeugenden Frühjahr zählt der 22-Jährige vom Team
Bahrain - Victorious zu den ernstzunehmenden Kandidaten für eine Topplatzierung – vielleicht sogar mehr.
„Die Vorbereitung war grundsätzlich dieselbe wie im Vorjahr“, erklärte Tiberi gegenüber TuttoBiciWeb. „Damals habe ich bei der Tour of the Alps bis zum Ende um den Sieg gekämpft und war dann beim Giro in Topform.“ In diesem Jahr musste er die Alpenrundfahrt allerdings krankheitsbedingt aufgeben – ein Magen-Darm-Infekt zwang ihn zum Ausstieg. Dennoch hofft er, einen ähnlichen Formverlauf wie 2023 abrufen zu können.
Dass ihm Rennkilometer fehlen, sieht Tiberi nicht als Nachteil. Auch Favoriten wie
Juan Ayuso und
Primoz Roglic haben seit der Volta a Catalunya keine Rennen mehr bestritten und sich im April voll auf das Training konzentriert. Tiberis eigene Leistungen im Frühjahr waren ohnehin vielversprechend: Bei Tirreno–Adriatico wurde er Gesamtdritter hinter Ayuso und Filippo Ganna. „Ich war damals noch nicht die beste Version meiner selbst. Aber ich hoffe, dass ich den Rückstand inzwischen verkleinern konnte. In einer Grand Tour werde ich mit jedem Tag besser“, so Tiberi selbstbewusst.
Mit Pello Bilbao und Damiano Caruso stehen ihm zwei erfahrene Helfer zur Seite, die ebenfalls schon beim Giro glänzten. Tiberi sieht das als Vorteil, ebenso wie die hohe Eigenmotivation: „Wenn man an seine Arbeit glaubt, darf man sich ehrgeizige Ziele setzen. Wenn ich letztes Jahr Fünfter war, will ich mich dieses Jahr natürlich steigern – vielleicht ist sogar das Podium möglich.“
Dass der Giro in Abwesenheit von Titelverteidiger Tadej Pogacar offener verlaufen könnte, ist für ihn ein zusätzlicher Anreiz. „Ohne Pogacar wird das Rennen taktischer. Es gibt Favoriten wie Roglic und Ayuso, aber niemand scheint über allen anderen zu stehen. In drei Wochen kann viel passieren, da ist Raum für Überraschungen.“
Für die Entscheidung erwartet Tiberi ein vertrautes Giro-Muster: Ein vorsichtiger Beginn, gefolgt von einer zunehmend selektiven Schlusswoche. „Sicherlich wird es früh schon Attacken geben – vielleicht beim kurzen, technischen Zeitfahren in Tirana oder der Strade-Bianche-Etappe nach Siena. Aber die Vorentscheidung fällt in der dritten Woche. Da wird die rohe Kletterkraft zählen.“