Fabio Jakobsen musste in seiner Karriere schon viele Hindernisse überwinden – zuletzt eingeklemmte Iliakalarterien. Der ehemalige Europameister unterzog sich im April einer Operation, um das Problem zu beheben. Vier Monate später kehrte Jakobsen bei der Dänemark-Rundfahrt ins Renngeschehen zurück und seit Mittwoch auch auf WorldTour-Niveau bei der Renewi Tour.
„Es läuft gut. Zumindest gut genug, um wieder Rennen zu fahren“,
sagte Jakobsen gegenüber In de Leiderstrui. „In Dänemark lief es eigentlich ganz ordentlich. Wir sind hart gefahren, aber natürlich haben alle den ganzen Sommer über trainiert. Ich selbst bin erst seit vier oder fünf Wochen wieder voll dabei, also habe ich gemerkt, dass mir noch etwas fehlt. Aber es hat gereicht, um im Feld mitzufahren.“
Jakobsen stieg nach zwei Etappen aus dem Rennen aus – offenbar nicht ganz zufällig: „Wir hatten einen Ausfall bei der Renewi Tour, deshalb wäre es ein Risiko gewesen, Dänemark komplett zu beenden und dann vielleicht müde in die Renewi Tour zu starten. So war es die klügere Entscheidung, nicht weiterzumachen und jetzt hier fünf gute Tage zu haben. Natürlich möchte man ein Rennen lieber beenden, aber wir müssen auch Schritt für Schritt wieder aufbauen.“
„Es war eine 50-50-Entscheidung, dort zu bleiben. Ich wäre bereit gewesen, das Risiko einzugehen, aber das Team wollte lieber, dass ich hier bei der Renewi Tour fünf solide Tage habe. Und am Ende habe ich zugestimmt“, erklärt der Sprinter von Picnic PostNL, der seine eigenen Ambitionen vorerst hinten anstellen muss.
Am Ende genießt es der Niederländer wie fast jeder Profi, vor heimischem oder beinahe heimischem Publikum Rennen zu fahren. „Ich fahre gerne in den Niederlanden und in Belgien, und die Renewi Tour ist ein tolles Rennen. Ich werde versuchen, dem Team zu helfen. Ob das nun beim Anfahren der Sprints ist, beim Positionieren im Feld oder beim Flaschenholen – das spielt für mich keine Rolle. Ich will einfach ein gutes Rennen fahren und wieder besser werden.“
Fabio Jakobsen hat allen Grund, wieder zu lächeln
Eine strahlende Zukunft liegt vor uns
Die Eindrücke sind dennoch durchweg positiv, soweit der 28-Jährige sie beurteilen kann. In der kommenden Winterpause wird noch viel Arbeit auf ihn warten, doch zum ersten Mal seit langer Zeit erkennt Jakobsen wieder einen klaren Weg zurück zu seiner Bestform.
„Das Problem ist gelöst, das kann ich sagen. Jetzt fehlt mir nur noch die Fitness. Meine Beine übersäuern nicht mehr so schnell, und es läuft eigentlich gut – aber ich war einfach zu lange raus. Das muss ich mir erst wieder zurückholen.“
„Früher war es so, dass meine Beine nach einem Anstieg kaum mehr drehen wollten“, erklärt er den Unterschied. „Dann dachte ich immer, ich sei über mein Limit gegangen. Jetzt ist es so: Sobald ich oben bin, drehen die Beine wieder besser. Auf der Ebene oder in der Abfahrt kann ich sofort wieder Positionen gutmachen, wo ich vorher Probleme hatte.“
Noch fehlt Jakobsen etwas, um mit den Besten mitzuhalten, doch diese Lücke lässt sich mit Zeit schließen – ein positives Zeichen. „Es ist schon ernüchternd, wenn du merkst, dass du bei hohem Tempo über längere Zeit noch abreißen lassen musst. Aber das liegt am Training, nicht mehr an dem Problem von früher. Natürlich will man sofort wieder vorne mitmischen. Ich bin es gewohnt, in den Finals zu fahren – das ist jetzt eine Umstellung.“
Insgesamt zieht er aber ein positives Fazit: „Ich habe im Training schon gespürt, dass es besser wird, aber im Rennen selbst war es wirklich gut“, sagt Jakobsen. „In Dänemark habe ich sogar versucht, in die erste Ausreißergruppe zu springen – etwas, das ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr konnte.“