Mit seinen 30 Jahren hat sich der Schweizer
Stefan Küng einen Namen als einer der besten Zeitfahrspezialisten der Welt gemacht. Küng, der für
Groupama - FDJ fährt, hat sich mit seiner Kombination aus Kraft, Ausdauer und Konzentration sowohl im Zeitfahren als auch bei den Klassikern zu einer ständigen Gefahr entwickelt. Nachdem er Anfang des Monats beim Zeitfahren der 21. Etappe der Vuelta a España 2024 seine erste Grand Tour-Etappe gewonnen hat, fährt Küng mit einer Welle des Selbstvertrauens in die
Weltmeisterschaft in Zürich an diesem Wochenende. Eine
Analyse von
Fin Major (CyclingUpToDate).
Könnte es sein, dass Küng in diesem Jahr Gold holt, weil der Wettkampf im eigenen Land stattfindet? Werfen wir einen Blick auf seine Chancen, das Regenbogentrikot zu erobern.
Küng's Weltmeisterschaftsreise: Nah dran, aber kein Regenbogen-Trikot
Stefan Küng hatte bei den Weltmeisterschaften nicht immer das große Glück. Mit den Plätzen 3 im Jahr 2020 und 2 im Jahr 2022 war er dem begehrten Regenbogentrikot schon sehr nahe, aber nicht nahe genug. Im Jahr 2020 kam Küng mit nur 30 Sekunden Rückstand auf Filippo Ganna ins Ziel, während er im Jahr 2022 viele der Favoriten vor dem Rennen anführte, um dann vom Überraschungssieger Tobias Foss um nur drei Sekunden verdrängt zu werden. Trotz dieser knappen Niederlagen hat sich Küng durchgesetzt, und 2024 bietet sich ihm seine bisher größte Chance.
Für Küng wird es am Sonntag nicht einfach werden. Er trifft auf ein hochkarätiges Feld, zu dem auch Titelverteidiger Remco Evenepoel, der mehrfache italienische Meister Filippo Ganna, das Walisische Wunderkind Joshua Tarling und der frischgebackene Europameister Edoardo Affini gehören. Evenepoel hat ein herausragendes Jahr hinter sich: Er gewann nicht nur die Weltmeisterschaft 2023, sondern auch Gold im Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr. Ganna bleibt derweil die dominierende Kraft in dieser Disziplin, während Affini und Tarling aufstrebende Stars sind, die nach ihrem eigenen WM-Ruhm gieren. Doch wenn Küng seine Form vom Zeitfahren der Vuelta abrufen kann, wo er Primoz Roglic besiegte und einen bedeutenden Sieg errang, könnte er wieder auf dem Podium stehen. Roglic wird ebenfalls anwesend sein, und der Olympiasieger von 2020 im Zeitfahren ist in dieser Disziplin immer noch eine unbestreitbare Gefahr.
Der Kurs
Der Weltmeisterschaftskurs in Zürich führt über eine 46,1 km lange Schleife mit Start und Ziel in der Stadt. Die Strecke weist einen Höhenunterschied von etwas mehr als 400 Metern auf und ist damit relativ flach mit einigen Bergen - ein Profil, das reine Zeitfahrer wie Küng, Ganna und Evenepoel begünstigt. Die Strecke windet sich von Zürich hinaus in die Kleinstadt Monchaltorf und wieder zurück und bietet die perfekte Plattform für diejenigen, die eine hohe Leistung und aerodynamische Effizienz aufweisen. Die Strecke ist nicht allzu anspruchsvoll, was Fahrern wie Küng einen Vorteil gegenüber den Spezialisten der Gesamtwertung verschaffen könnte, die sich auf Kletterfähigkeiten verlassen.
Der Heimvorteil: Eine Schweizer Menge hinter ihm
Ein Faktor, der den Ausschlag zugunsten von Küng geben könnte, ist der Heimvorteil. Der Schweizer wird von den Zuschauern in seiner Heimat lautstark unterstützt, was ihn zusätzlich motivieren könnte, eine herausragende Leistung zu erbringen. Küng fühlt sich in Situationen mit hohem Druck wohl, und die Unterstützung seiner heimischen Fans könnte ihn zu dem Zeitfahren seines Lebens anspornen.
Kann Küng nach Gold greifen?
Stefan Küng hat bei den vergangenen Weltmeisterschaften eine Bronze- und eine Silbermedaille gewonnen, aber kann er das 2024 in Gold umwandeln? Die Konkurrenz wird hart sein, und Küng wird sein Bestes geben müssen, um Fahrer wie Evenepoel und Ganna zu schlagen. Auch wenn er nicht der klare Favorit ist, wäre es unklug, ihn zu unterschätzen. Wenn die Spitzenreiter schwächeln oder wenn Küng eine perfekte Fahrt hinlegt, könnte die Schweiz einen historischen Sieg ihres Starreiters auf heimischem Boden erleben.
Küng hat mit seinem Sieg bei der Vuelta gezeigt, dass er in Form ist. Jetzt geht es darum, dies in eine weitere Spitzenleistung umzusetzen. Ein Podiumsplatz wäre schon ein Erfolg, aber ein Sieg vor heimischem Publikum wäre ein wahr gewordener Traum. Diesen Sonntag werden alle Augen auf Zürich gerichtet sein, und Stefan Küng ist bereit zu liefern.