ANALYSE | Drei seltene Momente, die Tadej Pogacar im Jahr 2025 am liebsten vergessen würde

Radsport
Donnerstag, 16 Oktober 2025 um 21:30
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Es fällt schwer, in der Saison 2025 von Tadej Pogačar von „schwachen Tagen“ zu sprechen. Der Slowene gewann seine vierte Tour de France, drei Monumente, seinen zweiten Weltmeistertitel und den Europameistertitel – eine Bilanz, die jeden Vergleich sprengt. Doch selbst der dominanteste Fahrer seiner Generation blieb nicht völlig unantastbar.
In einem Jahr, das an Perfektion grenzte, gab es drei Momente, die den Weltmeister kurzzeitig zurück auf den Boden der Tatsachen holten – Augenblicke, in denen die Welt sah, dass auch Pogačar nicht unfehlbar ist.

1. Zeitfahr-WM in Kigali – Evenepoel erinnert an die Grenzen der Macht

Das Zeitfahren der Weltmeisterschaften in Kigali war als Duell zweier Giganten angekündigt: Remco Evenepoel gegen Tadej Pogačar, zwei Fahrer, die die moderne Ära prägen. Viele glaubten, Pogačar könne endlich das einzige noch fehlende Regenbogentrikot seiner Karriere holen.
Doch Evenepoel zerstörte diese Hoffnung in beeindruckender Manier. Schon am ersten Kontrollpunkt lag er fast eine Minute vorn – und wenig später überholte er Pogačar auf der Strecke. Ein seltenes und für den Slowenen demütigendes Erlebnis.
Am Ende betrug der Rückstand 2:37 Minuten, Pogačar wurde Vierter – chancenlos gegen den belgischen Spezialisten. Für einen Fahrer, der gewohnt ist, Rennen zu diktieren, war das eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass reine Zeitfahrkunst noch immer eine eigene Disziplin ist. Doch wer Pogačar kennt, weiß: Niederlagen sind für ihn nur Treibstoff. Eine Woche später revanchierte er sich mit dem Sieg im Straßenrennen.

2. Tour de France, Etappe 11 – ein Sturz, der alles hätte beenden können

Stürze machen keinen Unterschied zwischen Superstars und Helfern. Auf der 11. Etappe der Tour de France war es soweit: In einer hektischen Abfahrt, vier Kilometer vor dem Ziel, stürzte Pogačar schwer.
Für Sekunden hielt die Radsportwelt den Atem an. Der Träger des Gelben Trikots lag am Boden, das Rad beschädigt, die Schulter blutend. Doch der Weltmeister stand auf, schüttelte sich, wechselte das Rad und fuhr weiter.
Das Peloton zeigte Fairness, nahm Tempo heraus, bis Pogačar wieder Anschluss fand. Er verlor keine Zeit, keine Führung – aber der Moment zeigte, wie schmal der Grat zwischen Triumph und Tragödie sein kann. „Ich hatte Glück“, sagte er später nüchtern. Ein Sturz, der an das Risiko erinnert, das selbst die Besten täglich eingehen.

3. Paris–Roubaix – Staub, Blut und ein unerledigtes Geschäft

Sein Debüt bei Paris–Roubaix war eines der meistbeachteten Rennen des Jahres. Pogačar wollte beweisen, dass er selbst den härtesten Klassiker des Radsports meistern kann. Und lange sah es so aus, als würde ihm genau das gelingen.
In den Pavé-Sektoren hielt er Mathieu van der Poel mühelos stand, flog über den berüchtigten Carrefour de l’Arbre – bis 30 Kilometer vor dem Ziel ein Rutscher auf dem nassen Kopfsteinpflaster alles veränderte. Pogačar ging zu Boden, stand sofort wieder auf und kämpfte weiter, doch der Schaden war angerichtet. Van der Poel zog davon, der Slowene kam blutverschmiert als Zweiter ins Ziel.
„Roubaix ist kein Rennen, das man beim ersten Versuch gewinnt“, sagte Pogačar danach. Doch in seinem Blick lag weniger Enttäuschung als Entschlossenheit. Dass er zurückkehrt, steht außer Frage.

Menschlich, gerade weil er übermenschlich wirkt

2025 war Pogačar auf einem Niveau, das an die großen Epochen von Merckx, Hinault und Coppi erinnert. Doch diese seltenen Momente des Scheiterns machen ihn greifbar – sie zeigen, dass selbst der Dominanteste des modernen Radsports nicht immun gegen Fehler, Pech oder Schwerkraft ist.
Und vielleicht sind es genau diese kurzen Risse in der Perfektion, die Pogačar zu dem machen, was er ist: ein Champion, der selbst in Niederlagen Größe zeigt.
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