Arnaud De Lie galt früh als eines der größten belgischen Talente. Doch der Erwartungsdruck der Medien und die Bürde, Leader eines belgischen Teams zu sein, wurden schnell zu einer schweren Last. Heute, mit 23 Jahren, spricht er offen über die schwierigen Phasen und wie er gelernt hat, damit umzugehen.
„Ich habe versucht, diese Tiefpunkte zu akzeptieren, was nicht einfach war“, sagte De Lie im Gespräch mit Sporza. „Irgendwann habe ich mich gefragt: Für wen fahre ich eigentlich Rad? Ich habe es fast nur für andere gemacht, nicht für mich. Das tue ich jetzt.“ Der Belgier will sich heute stärker auf das Positive konzentrieren – aus eigener Kraft. „Die Leute können dich ermutigen, aber wenn du nicht selbst daran glaubst, bringt das alles nichts.“
In der Vergangenheit machten ihm vor allem Verletzungen zu schaffen. Immer wieder warfen sie ihn zurück und ließen Siege oder Podiumsplätze in weite Ferne rücken. „Meine Ziele müssen nicht an Ergebnisse gekoppelt sein. Ich will zufrieden und stolz sein. Früher war ich nach zweiten Plätzen wütend, dabei war das die falsche Haltung.“
Ein wichtiger Schritt war es, den Medienrummel auszublenden. De Lie liest keine Kommentare mehr über sich. „Es ist schwer, sich dem zu entziehen, aber wenn ich morgens aufstehe, denke ich nicht daran, was in der Zeitung steht. Ich habe hart an mir gearbeitet und gesucht, was mir wirklich Freude bereitet.“
Heute bewertet er Kritik anders. „Früher habe ich alles zu persönlich genommen und die Messlatte zu hoch gelegt. Wenn jemand sagt, man müsse mehr leisten, kann man sich ärgern – oder man lernt daraus.“
Mit den belgischen Meisterschaften und der Tour de France steht De Lie jetzt ein entscheidender Sommer bevor. Große Ziele hat er, aber er bleibt gelassen. „Ich lebe mehr im Moment. Nach der Meisterschaft schaue ich auf die Tour, aber fragen Sie mich nicht nach dem Etappenplan – das kommt später.“
Spekulationen über einen Teamwechsel winkt er ab. Sein Vertrag bei Lotto läuft noch bis 2026. „Es lässt mich kalt. Ein Vertrag ist ein Vertrag. Erst die Meisterschaft, dann die Tour, dann sehen wir weiter.“