Wir blicken voraus auf die 17. Etappe der
Vuelta a Espana, die am 10. September ausgetragen wird. Es dürfte ein Schlüsseltag für die Gesamtwertung werden – vorausgesetzt, das Rennen wird nicht erneut durch Proteste oder Blockaden unterbrochen. Mit dem Alto de El Morredero wartet ein brutaler Schlussanstieg, der im Duell zwischen
Jonas Vingegaard und João Almeida eine Vorentscheidung bringen könnte. Der Etappenstart ist für 13:40 Uhr MEZ angesetzt, das Ziel wird gegen 17:00 Uhr MEZ erwartet.
Die Fahrer erwartet ein kurzer, aber intensiver Tag in Galicien. Bevor das Feld am Morredero ankommt, stehen bereits anspruchsvolle Anstiege auf dem Programm. Die Region, die vor Kurzem von Waldbränden heimgesucht wurde, bietet dennoch eine eindrucksvolle Kulisse – und der Schlussanstieg dürfte sportlich wie landschaftlich zu einem der Highlights der Rundfahrt werden.
Profil: O Barco de Valdeorras - Alto de El Morredero
O Barco de Valdeorras - Alto de El Morredero, 143,2 Kilometer
Die 17. Etappe präsentiert sich als klassische Unipuerto-Etappe: einige kleinere Anstiege unterwegs, aber nichts Entscheidendes, bis das Feld durch Ponferrada rollt und am Fuß des Alto de El Morredero ankommt. Der Schlussanstieg misst 12,1 Kilometer bei durchschnittlich 7,9 %, doch er ist in mehrere Abschnitte gegliedert. Schon die ersten 1,5 Kilometer haben es mit rund 9 % in sich, ehe ein flacherer Part folgt, der den „offiziellen“ Beginn des Anstiegs markiert.
Von dort aus warten die entscheidenden 8,8 Kilometer – im Schnitt mit brutalen 9,5 %. Besonders die erste Hälfte dieses Abschnitts ist extrem steil und bietet den reinen Kletterern die Möglichkeit, das Peloton auseinanderzunehmen und die Gesamtwertung durcheinanderzuwirbeln. Im oberen Teil steigt die Straße weiterhin stetig an, allerdings etwas moderater. Das Finale führt weit oberhalb der Vegetation durch exponiertes Terrain, was den Anstieg noch eindrucksvoller, aber nicht weniger fordernd macht.
Karte Vuelta a España 2025 Etappe 17
Das Wetter
Im Tagesverlauf könnte Regen einsetzen und die Abfahrten gefährlich machen, zudem weht ein kräftiger Westwind. Anders als an der La Farrapona wird der Wind diesmal jedoch kaum blockierend wirken: Am Alto de El Morredero bläst er überwiegend von der Seite, Gegenwindpassagen gibt es praktisch keine.
Die Favoriten
GC-Kampf
Alles muss derzeit mit Vorsicht betrachtet werden – die Kontinuität des Rennens ist fragil. Die Demonstranten haben gezeigt, dass sie sowohl Sprintankünfte als auch Bergetappen effektiv neutralisieren können. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es auch morgen erneut zu Unterbrechungen kommt. Lösungen scheinen schwer greifbar.
Für die sportliche Vorschau gehen wir jedoch davon aus, dass die Etappe regulär ausgetragen wird. Im Kampf um Rot stehen sich Jonas Vingegaard und João Almeida gegenüber. Der Alto de El Morredero liegt beiden Fahrertypen: ein langer, gleichmäßiger Anstieg, der eine weitere Patt-Situation begünstigen könnte – ein Szenario, das Vingegaard in die Karten spielt. Doch mit nur 48 Sekunden zwischen den beiden könnte schon ein einziger schwacher Tag das Ende der Siegträume bedeuten.
Taktisch sind die Optionen begrenzt. UAE wird wohl am Schlussanstieg das Tempo verschärfen, um Almeida in Position zu bringen. Entscheidend bleibt jedoch, ob er die Beine hat, Vingegaard wirklich in Bedrängnis zu bringen – ähnlich wie Vingegaard es bei der Tour gegen Pogacar erlebte: Taktik allein reicht nicht.
Kampf um das Podium
Während der Gesamtsieg im Mittelpunkt steht, tobt auch ein spannender Kampf um die Top 10 – mit Auswirkungen auf den Rennverlauf. Bahrain Victorious forcierte bereits heute das Tempo, um Egan Bernal aus den Top Ten zu halten und William Junior Lecerf zurückzuwerfen.
Felix Gall verlor Zeit und wirkt angeschlagen – eine Chance für BORA und Israel-Premier Tech, Druck aufzubauen. BORA könnte erneut versuchen, Tom Pidcock in Schwierigkeiten zu bringen, um Jai Hindley aufs Podium zu führen. Giulio Pellizzari stellte sich bereits am La Farrapona in den Dienst Hindleys – ein Szenario, das sich wiederholen könnte, sofern die Favoritengruppe nicht früh auseinanderfällt.
Visma selbst wird keine Nachführarbeit leisten. Mit noch sechs Helfern im Rennen – darunter die vielarbeitenden van Baarle und Kelderman – haben sie alles Interesse, den Tag kontrolliert und ruhig anzugehen. Wollen UAE oder BORA Etappensieg und Bonussekunden erzwingen, müssen sie die Initiative übernehmen. Die kurze Etappe mit wenigen Anstiegen vor dem Finale begünstigt solche Szenarien.
Chancen für Ausreißer
Realistisch ist jedoch auch ein Erfolg der Fluchtgruppe. Auf dem kurzen Parcours erreichen Ausreißer den Schlussanstieg mit frischen Beinen, was ihnen gute Chancen eröffnet. Fahrer wie Santiago Buitrago, Antonio Tiberi, Juan Ayuso, Jay Vine, Eddie Dunbar, Jefferson Cepeda, Mikel Landa, Finlay Pickering, Marco Frigo oder Bob Jungels könnten bei passender Gruppenkonstellation um den Tagessieg kämpfen. Schwierigkeit dabei: Der weitgehend flache Start erschwert es reinen Kletterern, die richtige Gruppe zu erwischen.
Vorhersage Vuelta a Espana 2025 Etappe 17:
*** Topfavoriten: Santiago Buitrago, Jay Vine
** Geheimfavoriten: Jonas Vingegaard, João Almeida, Antonio Tiberi, Mikel Landa
* Außenseiter: Jai Hindley, Matthew Riccitello, Felix Gall, Giulio Pellizzari, Tom Pidcock, Juan Ayuso, Eddie Dunbar, Marco Frigo, Bob Jungels
Tipp: Santiago Buitrago
Wie: Solosieg aus dem Ausbruch heraus.