Mit einem Rückstand von 4:15 Minuten auf den überragenden
Tadej Pogacar geht
Jonas Vingegaard in die Königsetappe der
Tour de France 2025. Für Visma | Lease a Bike bedeutet das: Alles oder nichts. Angesichts der überragenden Form des Slowenen bleibt Vingegaard nur die Offensive, um Pogacar auf dem Weg nach Courchevel noch einmal ernsthaft unter Druck zu setzen.
Szenario 1: Der „Frühangriff am Col du Glandon"
Eine mögliche Taktik könnte sein, schon am Col du Glandon – dem ersten schweren Anstieg des Tages – einen radikalen Angriff zu starten. Visma könnte versuchen, Pogacar früh zu isolieren, indem sie Helfer in eine große Ausreißergruppe schicken, um später Unterstützung zu haben. Vingegaard selbst müsste dabei extrem früh attackieren, was jedoch ein großes Risiko birgt: Wenn Pogacar mitgeht, wird der Kräfteverschleiß für beide enorm – mit ungewissem Ausgang.
Risiko:
Pogacar hat bisher bewiesen, dass er auf jeder Attacke sitzen kann. Ein Frühangriff könnte für Vingegaard zur totalen Selbstzerstörung führen, wenn Pogacar ihn kontert.
Chance:
Falls Pogacar einen schwächeren Tag erwischt oder Visma es schafft, Pogacar ohne Teamkollegen in einen "Mann-gegen-Mann-Kampf" zu zwingen, könnte die frühe Offensive ihn tatsächlich unter Druck setzen.
Szenario 2: Die „Loze-Attacke – Alles auf eine Karte"
Der Col de la Loze ist mit 2.304 Metern der höchste Punkt der Tour 2025 und einer der härtesten Anstiege Frankreichs. Für Vingegaard könnte es der ideale Ort für eine "Alles-oder-nichts"-Attacke sein. Hier zählt reine Kletterstärke, und die extrem steilen letzten Kilometer könnten Pogacar doch noch in Schwierigkeiten bringen – vor allem, wenn Visma bis dahin das Rennen extrem hart gestaltet hat.
Risiko:
Warten bis zum Loze bedeutet, dass Pogacar frisch genug sein könnte, um jede Attacke abzuwehren. Falls Pogacar in den entscheidenden Rampen antritt, droht Vingegaard sogar noch mehr Zeitverlust.
Chance:
Vingegaard kennt den Loze wie kein anderer und hat dort 2023 eine seiner legendären Solo-Attacken gefahren. Wenn er es schafft, Pogacar dort zu distanzieren, könnte er eine Minute oder mehr gutmachen.
Szenario 3: „Die Nadelstich-Taktik" – Dauerangriffe bis zum Kollaps
Eine weitere Möglichkeit wäre, Pogacar mit ständigen, abwechselnden Attacken des gesamten Visma-Teams zu zermürben. Kuss, Jorgenson, Benoot – sie alle könnten abwechselnd Attacken fahren, um Pogacar permanent in die Defensive zu zwingen. Erst in der Schlussphase würde Vingegaard dann den entscheidenden Schlag setzen.
Risiko:
UAE hat ein extrem starkes Team – Ayuso, Almeida, Soler – sie könnten alle Attacken neutralisieren, bevor Pogacar überhaupt reagieren muss. Diese Taktik funktioniert nur, wenn UAE einen schlechten Tag erwischt.
Chance:
Wenn es gelingt, Pogacar auf lange Sicht zu zermürben und ihn ohne Helfer zu erwischen, könnte der Moment kommen, in dem Vingegaard seine volle Kletterstärke ausspielen kann.
Fazit: Ein Husarenritt oder taktischer Knockout nötig
Ganz gleich, welche Taktik Visma wählt: Um Pogacar heute noch in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen, braucht es nicht nur perfekte Teamarbeit und taktisches Kalkül – sondern auch einen seltenen Moment der Schwäche bei Pogacar selbst. Ohne einen absoluten "Explosiv-Angriff" in den Alpen wird der Rückstand von über vier Minuten kaum aufzuholen sein.