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Transfermarkt. Doch das niederländische Team arbeitet weiter im Hintergrund – ohne bislang mit einem großen Star-Neuzugang für Schlagzeilen zu sorgen. Nach Bruno Armirail (Decathlon AG2R La Mondiale), Timo Kielich (Alpecin-Deceuninck) und Davide Piganzoli (Polti VisitMalta), die alle ab 2026 das Aufgebot von Visma verstärken sollen, scheint der nächste Name auf der Liste der deutsche Fahrer Anton Schiffer zu sein.
„Wer?“ könnte man da berechtigterweise fragen. Wer vor allem die großen Rennen der WorldTour verfolgt, dem ist der 25-jährige Fahrer des kontinentalen Teams Bike Aid womöglich bislang entgangen. Doch man täte gut daran, den ehemaligen Triathleten nicht zu unterschätzen.
Schiffer wechselte 2023 zunächst nebenbei auf die Straße, richtig Aufmerksamkeit bekam er jedoch erst als Finalist der von Alpecin-Deceuninck unterstützten Zwift Academy – ein Projekt, bei dem letztlich sein jüngerer Landsmann Louis Kitzki den Zuschlag erhielt.
Doch der gebürtige Kölner gab seinen Traum vom Profi-Dasein nicht auf und verfolgt ihn seither mit dem in Deutschland ansässigen Kontinentalteam Bike Aid weiter – einem Team, das für seine Verbindungen zum afrikanischen Radsport und dessen Förderung bekannt ist.
Die Saison 2024 war für Anton Schiffer noch eine Phase der Eingewöhnung, doch bereits damals erzielte er einige respektable Ergebnisse – etwa eine Top-10-Platzierung bei der Tour of Antalya (2.1) oder den Sieg in der Bergwertung der Tour of Hellas (2.1). Diese Resultate waren allerdings nur ein Vorgeschmack auf den Durchbruch, der in diesem Jahr folgen sollte.
Der deutsche Kletterer startete mit einem zweiten Gesamtrang bei der griechischen Rundfahrt im April, gefolgt von starken Auftritten in Frankreich. Doch der wahre Wow-Moment ließ bis zum Sommer auf sich warten: Zunächst landete Schiffer auf dem Podium der Deutschen Meisterschaften im Straßenrennen – im Feld der Profis und vor Fahrern wie Nils Politt, Emanuel Buchmann oder Max Schachmann.
Und im Juli war es dann so weit: Die Sibiu Tour wird Schiffer wohl für den Rest seiner Karriere in Erinnerung bleiben – als Schauplatz seines ersten großen Sieges. Zwar verhinderten technische Probleme auf der Königsetappe ein besseres Abschneiden in der Gesamtwertung, doch bereits am nächsten Tag (wieder mit Bergankunft) holte Schiffer alles aus sich heraus – und distanzierte namhafte Kletterer wie Matthew Riccitello und David De La Cruz.
Schiffer hat zwar noch kein Rennen auf WorldTour-Niveau bestritten, doch es ist offensichtlich, dass seine Leistungsdaten mehr als nur solide für das Kontinental-Niveau sind. Und da Visma | Lease a Bike enge Verbindungen nach Deutschland pflegt, scheint das Team ein natürlicher nächster Schritt für das 25-jährige Talent zu sein.