Die belgische Radsportpresse blickte in der vergangenen Woche auf ein öffentliches Wortgefecht zwischen dem zweimaligen Olympiasieger
Remco Evenepoel und Sporza-Analyst Ruben Van Gucht. Der Grund: Aussagen Van Guchts zu Evenepoels Privatleben, die beim Profi auf Unverständnis stießen.
Kritik an Einbindung der Familie – und an religiösen Einflüssen?
Im Zentrum des Konflikts stehen Bemerkungen, die Van Gucht in einem Interview zu Evenepoels familiären und religiösen Veränderungen machte. Anlass war die Information, dass Remco und seine Frau Oumi zuletzt islamische Gebete in ihren Alltag aufgenommen haben.
Van Gucht sagte dazu: „Tatsache ist, dass er in den letzten Jahren die Familie seiner Frau wirklich in seine Siege und Auftritte einbezogen hat. Ich habe gehört, dass er auch versucht, sich darum zu kümmern. Ist das notwendig? Das muss er selbst wissen. Ich glaube nicht, dass viele seiner Kollegen das so machen.“
Evenepoels klare Reaktion – und persönliche Spitze
Remco Evenepoel reagierte empört. Er stellte klar, dass es sich nicht um finanzielle Unterstützung handle und griff Van Gucht direkt an: „Ich weiß nicht, woher du deine Geschichten nimmst, Ruben. Oder fällt es dir schwer zu glauben, dass eine marokkanische Familie einfach hart gearbeitet hat und wohlhabend ist? Das sagt mehr über deine begrenzte Weltsicht aus als über die Realität.“
Evenepoel fuhr fort: „Liebe, Respekt und harte Arbeit haben uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind. Nicht Vorurteile. Nicht Klatsch und Tratsch. Und schon gar nicht Leute, die sich als Journalisten bezeichnen, aber lieber Unsinn verbreiten. Vielleicht solltest du dich mehr um deine eigene Familie kümmern, Ruben... Denn auch wir hören Dinge.“
Van Gucht erklärt sich und reicht die Hand
In einem Interview mit Radio 2 bemühte sich Van Gucht um Schadensbegrenzung. „Ich war überrascht über den Ton seiner Botschaft und die Worte, die er gewählt hat“, sagte der Sporza-Reporter. „Ich habe nie einen finanziellen Kontext gemeint oder sprachlich angedeutet. Das wurde so interpretiert, war aber nicht meine Absicht.“ Er betonte, dass er den Ausdruck „sich kümmern“ als positiv gemeint habe. Auch der deontologische Ausschuss der VRT habe die Sache geprüft und keine groben Verstöße festgestellt – lediglich eine „unglückliche Wortwahl“.
Zum Abschluss streckte Van Gucht seinem Kritiker die Hand: „Remco ist jederzeit eingeladen – auf ein Bier oder einen Kaffee, um persönlich reinen Tisch zu machen.“