Marc Sarreau hat sich über Jahre als zuverlässiger Backup-Sprinter bei
Groupama - FDJ etabliert. Mit 17 Profisiegen – darunter fünf Rennen auf 1.1-Niveau im Jahr 2019 – bewies er immer wieder seine Stärke, besonders bei französischen Cups und kleineren Etappenrennen. Doch der heute 32-Jährige fährt keine Rennen mehr. Trotz eines Vertrages bis 2026 beendete er im vergangenen Winter seine aktive Karriere – wegen gesundheitlicher Probleme, die sich nicht verflüchtigten.
In einem Interview mit
Le Parisien gibt Sarreau Einblick in die Hintergründe dieser Entscheidung. Er berichtet, dass Teamchef
Marc Madiot ihn im September 2024 anrief und erklärte, man wolle ihn „in Sicherheit bringen“, weil seit Juni Kopfprobleme bestehen, die nicht heilen. Ohne diese Beschwerden hätte Sarreau weiterfahren können, sagt er – er hatte sogar schon eine Vertragsverlängerung unterschrieben. Doch man stornierte diese Verlängerung, da befürchtet wurde, ein weiterer Sturz könnte ernstere Folgen haben.
Zwischenüberschrift: Symptome und Erkenntnis eines Abschieds
„Jeden Tag hatte ich Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Müdigkeit“, schildert Sarreau. Er habe nicht mehr so trainieren oder Rennen bestreiten können, wie er es gewohnt war. Die Beschwerden verschlimmerten sich mit der Zeit, wurden zunehmend alarmierend. „Je müder ich wurde, desto schlimmer wurden sie.“ Er habe oft das Gefühl gehabt, jederzeit stürzen zu können. Nach einigen Rennen stellte er fest, dass er sich entkoppelt fühlte – „teilnahmslos“ – und dass nichts mehr richtig funktionierte. Plötzlich sagte er sich: dass er nie wieder Radrennen fahren könnte.
Er unterzog sich mehreren medizinischen Tests, doch die Resultate fielen durchweg negativ aus. Fünf Monate nach dem ersten Unfall sah er keine Besserung: Sein Gehirn kämpfte weiterhin mit den Folgen der Gehirnerschütterung. Erst durch eine Spezialistenkonsultation erkannte er die volle Tragweite: Er habe zu viele Kopfverletzungen erlitten und sei fragil geworden. Jeder weitere Sturz könne schlimmere Konsequenzen haben – im schlimmsten Fall könne er zu einem Wrack werden.
Sarreau nennt weitere Vorfälle, in denen die Anzeichen unterschätzt worden seien. Beispiel: Beim GP Denain im März fiel er, stieg am Ende des Rennens in das falsche Auto – er war sich sicher, „einfach nur gestürzt“ zu sein, ohne sich den Kopf angeschlagen zu haben. Erst im Krankenhaus erfuhr er, dass genau das passiert war. Diese und andere Erfahrungen zeigten ihm, wie wenig in manchen Fällen auf die eindeutigen Signale des Körpers reagiert werde.
Die Folgen begleitet er weiter: Früher vergaß er nichts, sagt er. Heute müsse sein Partner ihn oft an Alltägliches erinnern. Er vergleicht sein Gehirn mit einem Punkteführerschein: Seine Punkte seien langsam aufgebraucht, und er sei nicht weit davon entfernt gewesen, keine mehr zu haben. Sarreau weiß: Sein Rücktritt war unausweichlich. Gesundheit über Sport – diese Einsicht hat ihm die Stimme gegeben.