Die Schweizerin
Marlen Reusser hat sich mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration auf der 31 Kilometer langen WM-Strecke in Kigali endgültig den lang ersehnten Titel der Weltmeisterin im Einzelzeitfahren gesichert. Die Spezialistin des Movistar-Teams stoppte die Uhr nach 43:09 Minuten und erzielte dabei einen Durchschnitt von 43,3 km/h – ein Tempo, dem keine ihrer Konkurrentinnen auch nur annähernd folgen konnte. Nach mehreren Jahren, in denen sie immer wieder knapp gescheitert war, bestätigte Reusser diesmal ihre Favoritenrolle und streifte endlich das Regenbogentrikot über, das ihr bislang verwehrt geblieben war.
Niederländisches Doppel auf dem Podium
Zwei der ganz großen Namen aus den Niederlanden komplettierten das Podium.
Anna van der Breggen sicherte sich mit einer Zeit von 44:01 Minuten und einem Schnitt von 42,5 km/h die Silbermedaille, 51 Sekunden hinter Reusser.
Demi Vollering, die am ersten Zeitcheck noch mit der Schweizerin gleichauf lag, musste an den letzten Anstiegen etwas abreißen lassen und belegte in 44:14 Minuten mit über einer Minute Rückstand den dritten Platz.
Eine der Überraschungen des Tages lieferte die Spanierin Mireia Benito: Mit einer Zeit von 45:41 Minuten und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40,9 km/h wurde sie Zehnte und verlor zwar 2:32 Minuten auf die Siegerin, feierte aber ihren ersten Top-Ten-Platz bei einer
Weltmeisterschaft.
Reussers Machtdemonstration
Das Rennen entwickelte sich von Beginn an zu einer klaren Demonstration von Reussers Stärke. Bereits an der zweiten Zwischenzeit führte sie mit 28 Sekunden Vorsprung auf Vollering, bei der dritten Zeitnahme hatte sie diesen auf 23 Sekunden gegenüber Van der Breggen ausgebaut. Auf den anspruchsvollen Schlusskilometern – inklusive des steilen Anstiegs von Nyanza und der Kopfsteinpflaster-Rampe von Kimihurura – spielte die Schweizerin ihre ganze Zeitfahrpower aus, distanzierte ihre Gegnerinnen endgültig und fuhr einem überlegenen WM-Gold entgegen.
Umso größer war die Bedeutung dieses Erfolgs nach einer Saison, in der Reusser wegen gesundheitlicher Probleme den Giro d’Italia hatte auslassen müssen. Der Triumph von Kigali ist damit auch eine persönliche Genugtuung und macht diesen Titelgewinn für die 32-Jährige umso wertvoller.
Emotionale Worte im Ziel
Nachdem sie die Ziellinie überquert und realisiert hatte, dass sie endlich Weltmeisterin geworden war, konnte Reusser ihre Gefühle kaum verbergen:
„Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe so oft versucht, diesen Titel zu holen – es fühlt sich an wie ein wahr gewordener Traum. Es war eine riesige Anstrengung, und ich bin noch immer dabei, alles zu verarbeiten. Es war sehr hart, aber ich habe es geschafft und bin überglücklich. Ich muss all den Menschen danken, die mich auf meinem Weg unterstützt haben.“
Und weiter:
„Es gab viele Jahre voller Leidenschaft und Zuneigung, und dieser Sieg ist auch für all jene, die immer an meiner Seite standen. Ich bin glücklich – für mich selbst und für die Menschen, die mir auf diesem Weg geholfen haben.“
Ein verdienter Höhepunkt
Für Marlen Reusser endet damit das lange Warten auf das Regenbogentrikot. Auf den Straßen von Kigali bestätigte sie mit einer überragenden Leistung endgültig ihren Ruf als beste Zeitfahrerin der Welt und feierte einen der bedeutendsten Erfolge ihrer bisherigen Karriere.