Der Trainer von Primoz Roglic über seinen unglaublichen Weg zum Vuelta-Sieg trotz Schmerzen: "Wir hatten Zweifel, ob wir seine Saison nicht abbrechen sollten"

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 10 September 2024 um 7:00
primozroglic
Primoz Roglic hat es geschafft. Er zog mit Roberto Heras gleich und holte sich den vierten Titel bei der Vuelta a Espana. Wie es für den Slowenen zur traurigen Gewohnheit geworden ist, war es wieder einmal erst nach einem gescheiterten Tour de France-Versuch möglich. Roglics Trainer Marc Lamberts gibt zu, dass er es nicht für möglich gehalten hat, dass Roglic das Rennen mit seiner Rückenverletzung von der Tour gewinnen könnte.
"Was ich in den letzten drei Wochen gesehen habe, hat mich mehrmals sprachlos gemacht", sagte der belgische Trainer gegenüber HLN. "Was die Höhenmeter angeht, war es unglaublich hart, achtzehn Prozent mehr Höhenmeter als bei der letzten Tour. Manchmal sieht man bei der Tour oder der Vuelta Etappen, bei denen man gerade mal 2,8 Watt pro Kilogramm Körpergewicht getreten hat. Bei dieser Vuelta muss ich nach Etappen suchen, bei denen sie 3,8 Watt pro Kilogramm Körpergewicht getreten haben. Im Durchschnitt hat Primoz jeden Tag mehr als 4 Watt pro Kilogramm Körpergewicht getreten."
Roglic gab die Tour auf, nachdem er auf den Etappen 11 und 12 gestürzt war. Bei letzterem zog er sich eine Querfortsatzfraktur des Wirbels zu. "Nach dem Abbruch war er eine Woche lang nicht auf dem Rad und ging für drei Tage zur Rehabilitation in das Red Bull Performance Center in Salzburg, wo er intensiv behandelt wurde. Wir haben dann gezweifelt, ob wir seine Saison nicht abbrechen sollten, aber wir bekamen die Zustimmung der Orthopäden und Ärzte, dass er Rad fahren kann, allerdings mit Schmerzen", blickt Lambert zurück.
"Wir sind dann für drei Wochen Höhentraining nach Tignes geeilt", erzählt er weiter. "Wir konnten drei Wochen Höhentraining absolvieren, aber immer mit Schmerzen. Diese Schmerzen sind auch während der Vuelta nicht verschwunden, aber sie sind erträglich geworden, um eine Leistung erbringen zu können."
Laut Lamberts erschien Roglic zu Beginn der Vuelta "zwischen 95 und 97 Prozent" seiner Leistungsfähigkeit. Auch deshalb glaubte sein Trainer erst extrem spät an den Endsieg seines Leaders. "Erst am Samstagabend nach der vorletzten Etappe. Vor allem, weil er so atypisch fahren musste."