Belgien verliert einen seiner farbenfrohsten und beliebtesten Radrennfahrer aller Zeiten: Ludo Dierickxsens

Radsport
Freitag, 30 Mai 2025 um 1:47
ludo dierckxsens
Ein großes Drama erschütterte gestern Belgien, insbesondere Flandern. Auf allen Titelseiten der größten Zeitungen stand dieselbe Nachricht: Der 60-jährige Ludo Dierickxsens ist tot. Am Donnerstag war er noch als Straßenkapitän bei der „1000 Kilometer gegen Krebs“-Aktion gestartet. Eine Stunde nach dem Start war er tot.
Dierickxsens wurde auf dem Fahrrad unwohl. Es soll sich nicht um einen Unfall auf dem Rad gehandelt haben, sondern um ein medizinisches Versagen.

Dierickxsens war eine schillernde Persönlichkeit

Bis zu seinem 29. Lebensjahr arbeitete er sogar als Lackierer bei DAF Trucks in Westerlo. Bärenstark auf dem Rad, baute er sich danach noch eine Profikarriere auf. Er wurde belgischer Meister und gewann auch eine Etappe bei der Tour de France in St-Etienne. Besonders beliebt war er jedoch wegen seiner ehrlichen Kommentare nach den Rennen. In einer bildhaften Sprache konnte er den Menschen in einfacher Rennfahrersprache erklären, was sich an diesem Tag im Rennen alles ereignet hatte – und das stets mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Auch den GP Denain, Paris–Bourges und den GP La Marseillaise konnte er für sich entscheiden.  
Als die Menschen ihn besser kennenlernten, sahen sie in ihm das Urbild eines altmodischen Flandriens – ein Mann, der sich mit Wucht in die Pedale stemmt, durch Regen, Wind und Wetter. Vor allem aber wird er in Erinnerung bleiben als ein Mann, auf den niemand jemals böse sein konnte – ein Mann ohne Feinde. Bei ihm bekam man immer, was man sah: entwaffnende Einfachheit gepaart mit ansteckend guter Laune.
In seiner Heimatgemeinde Westerlo sprach der Bürgermeister fassungslos: „Wir verlieren unser Aushängeschild des Radsports bei einem Event, das sich um Gesundheit dreht. Im August wird in Westerlo die belgische Gravel-Meisterschaft ausgetragen, und er wollte in seiner Alterskategorie teilnehmen. Bei der Pressekonferenz war er wie immer: gut gelaunt und kämpferisch.“

Ein wahrer Volksheld

Im Jahr 2005 hängte Dierickxsens sein Rad an den Nagel und eröffnete sein eigenes Fahrradgeschäft.
Bis zu seinem Tod war er regelmäßig im Fernsehen zu sehen, wo er die spannendsten Radsportgeschichten direkt aus dem Herzen des Pelotons erzählte. In zwei bekannten Fernsehserien („De Kampioenen“ und „De Ronde“) trat er zweimal als er selbst auf – so beliebt war er.
„De Ronde“ ist in Flandern eine der epischsten Fernsehserien des 21. Jahrhunderts. Sie erzählt die Geschichte eines einzigen Tages der Flandern-Rundfahrt: Ostersonntag, 4. April 2010. In Brügge stehen über 200 Fahrer und ihre Begleiter bereit für die 94. Flandern-Rundfahrt. Ein Meer von Fans wartet entlang der Strecke, während Millionen andere „Flanderns Schönste“ im Radio oder Fernsehen verfolgen. Dierickxsens spielt einen Mann, der Geschäftsleute als Gäste durch die Ronde begleitet. In 6 von 9 spannenden Episoden spielt er mit.
Ludo Dierickxsens hinterlässt drei Kinder.
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