DISKUSSION Pologne Etappe 2 & Burgos Etappe 1 | Gibt es bei UAE Probleme mit der taktischen Disziplin?

Heute haben wir zwei sehr unterhaltsame Rennen erlebt – sowohl in Polen als auch in Burgos. Die Profile der beiden Etappen waren recht ähnlich: hügeliges Terrain, ideal für Puncheure mit starkem Endspurt. In beiden Fällen gab es vergleichbare Finals: reduzierte Bergsprints, die mit Siegen von Paul Lapeira in Polen und Roger Adrià in Burgos endeten.

In Polen zeichnen sich nach der heutigen Etappe die Gesamtklassement-Favoriten langsam ab. Mathias Vacek liegt nach einem starken Sprint nun auf dem zweiten Platz, und Fahrer wie Jan Christen, Antonio Tiberi, Brandon McNulty und Finn Fisher-Black sind ebenfalls unter den Top 10.

Die schlechte Nachricht des Tages kommt aus Spanien: Isaac Del Toro stürzte und riss dabei Giulio Ciccone im Schlussspurt mit zu Boden. Beide Fahrer verloren heute Zeit, und Ciccone wirkte nach dem Sturz sichtlich angeschlagen – seine Podiumshoffnungen könnten damit vorerst vorbei sein.

Nach dem Zieleinlauf haben wir einige unserer Autoren gebeten, ihre Gedanken und wichtigsten Erkenntnisse zum heutigen Renngeschehen zu teilen.

Die Etappe war eher unspektakulär, aber das war zu erwarten – es handelte sich um einen aufgeblasenen Bergaufsprint, ähnlich wie im letzten Jahr, ganz wie bei der Flèche Wallonne. Trotzdem war es ein interessanter Sprint. Jan Christen war meiner Meinung nach der Hauptfavorit und wahrscheinlich der Stärkste, aber das Timing seines Sprints war merkwürdig, und er ist in den letzten Metern regelrecht eingebrochen.

Dennoch kann man Paul Lapeira nichts nehmen, der einen meisterhaften Endspurt zeigte. Ich denke, er hätte unter beiden Szenarien gewinnen können, wenn man die Distanz berücksichtigt, die er in den letzten Metern zu den anderen herausgefahren hat. Das verspricht einen spannenden Kampf um das Gesamtklassement.

In Burgos war es sehr schade, dass Isaac del Toro am Ende stürzte und dabei Giulio Ciccone mitriss. Die beiden Fahrer, die zuletzt in sehr guter Form gezeigt hatten, waren voll im Kampf um den Etappensieg. Man weiß nicht, was hätte passieren können, aber Glückwunsch an Roger Adrià, der der Stärkste war und den Sieg einfuhr. Großartige Leistung des Spaniers und endlich ein Lichtblick in einer für ihn eher schwierigen Saison. Ich freue mich sehr für ihn.

In Polen Glückwunsch an Paul Lapeira, der am Ende alle überraschte. Jan Christen und Finn Fisher-Black griffen sicherlich zu früh an, und Mathias Vacek hatte nicht den letzten Punch, den man von ihm hätte erwarten können. Lapeira blieb dagegen ruhig und nutzte seine Chance, um seinen zweiten WorldTour-Sieg einzufahren, nach dem Erfolg bei der Itzulia im letzten Jahr.

Was das Movistar Team angeht, so ist Javi Romos zweiter Bonus, der ihm nach der ersten Etappe einen Platz unter den Top 10 der Gesamtwertung der Vuelta a Burgos verschafft, das Einzige, was an einem ansonsten äußerst schwachen Tag für das spanische Team positiv heraussticht.

Heute war es nicht der beste Tag für UAE. In Polen sahen wir, wie Jan Christen seinen Sprint viel zu früh ansetzte, was ihn letztlich jede Chance auf den Sieg kostete. Das ist nicht das erste Mal, dass der Schweizer Fahrer taktisch fragwürdige Entscheidungen trifft. Bei der Clásica San Sebastián scheiterte er daran, sich richtig mit Del Toro abzustimmen, was letztlich Ciccone den Sieg schenkte.

Christen ist zweifellos ein Fahrer mit viel Kraft und Talent, aber wenn man diese Power taktisch nicht klug einsetzt, kann das schnell zum Nachteil werden. Er ist noch jung, deshalb bin ich sicher, dass er sich in diesem Bereich verbessern wird. Trotzdem frage ich mich, ob sich UAE einen Fahrer wie Christen leisten kann, solange er nicht der Teamleader ist.

Lass mich das erklären: In einem taktisch so disziplinierten Team wie UAE ist es entscheidend, dass jeder Fahrer seine Rolle perfekt ausführt – vor allem, wenn es darum geht, einen Gesamtklassement-Fahrer zu schützen. Momentan sehe ich nicht, dass Christen diese Rolle kurzfristig erfüllen kann. Er ist ein bisschen ein wilder Hund, fährt oft nach Instinkt, statt dem Teamplan zu folgen. Er muss definitiv mehr Ruhe und taktisches Bewusstsein entwickeln, um in entscheidenden Momenten bessere Entscheidungen zu treffen.

Das ist ähnlich, aber nicht vergleichbar mit Ayuso. Der Unterschied zum Spanier ist, dass Christen für das Team arbeitet, auch wenn er manchmal Fehlentscheidungen trifft. Ayuso trifft bessere Entscheidungen, mag aber einfach nicht für das Team arbeiten. Das Ergebnis kann in beiden Fällen ähnlich sein, aber der Weg dorthin ist ein anderer.

Mir wird immer klarer, dass UAE ein Desaster ist, wenn Pogacar nicht dabei ist. Dieses Team braucht die taktische Disziplin, die Pogacar bei jedem Rennen mitbringt.

Was Burgos und UAE angeht, war das Ereignis des Tages der Sturz von Isaac del Toro. Er und Ciccone waren die beiden Hauptfavoriten auf den Gesamtsieg, da sie in den letzten Tagen eine großartige Form gezeigt hatten. Es wäre schade, wenn dieser Sturz sie aus dem Kampf um die Gesamtwertung nimmt.

Ich habe das Gefühl, dass der Sturz heute vermeidbar gewesen wäre. Auch wenn del Toro nicht das gleiche taktische Defizit wie Jan Christen hat, glaube ich, dass sein Crash ebenfalls auf Unerfahrenheit zurückzuführen ist. Nach mehrmaligem Anschauen der Wiederholung sah es nach einem typischen Anfängerfehler aus.

Wie auch immer, hoffen wir, dass der Sturz keine ernsthaften Folgen für die Beteiligten hat und wir noch einen spannenden Kampf um den Gesamtsieg sehen können.