"Mentalitätswandel zeigt Wirkung“ – Zanini glaubt an WorldTour-Rettung für XDS-Astana nach starkem Frühjahr

Radsport
Sonntag, 20 April 2025 um 10:00
xdsastanateam
Das XDS-Astana-Team steht 2025 vor einem entscheidenden Jahr im Kampf um den Verbleib in der WorldTour. Doch im Vergleich zur schwierigen Frühjahrskampagne vor zwölf Monaten zeigen sich bereits erste Anzeichen einer Wende: Bei den Kopfsteinpflaster-Klassikern lieferte die Mannschaft durchweg starke Leistungen ab.
Anders als beim enttäuschenden Auftritt bei der Flandern-Rundfahrt 2024 präsentierte sich XDS Astana in der diesjährigen Ausgabe mit neuem Elan. Im Gespräch mit Bici.PRO blickte Sportdirektor Stefano Zanini auf den Wandel zurück.
"Selbst die Fahrzeuge müssen nach zwei Wochen in den Nordklassikern überprüft werden. Zum Glück ist alles in Ordnung. Jetzt fahre ich nach Hause und genieße eine Ruhephase, bevor es im Mai mit den Rennen weitergeht.“
Doch die Verbesserung zeigt sich nicht nur auf technischer Ebene, sondern ist tief im Teamgeist verankert. "Dieses Jahr hat XDS Astana einen ganz anderen Spirit“, erklärte Zanini. "Das war bereits bei den ersten Rennen in Spanien zu spüren, und die Nordkampagne hat das bestätigt.
"Die Jagd nach Punkten hat bei allen zu einem mentalen und taktischen Sprung geführt. Die Krönung war der Auftritt bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, wo das Team eine Hauptrolle gespielt hat.“
astana 65a653d0a12f3
Für Stefano Zanini ist der Wandel schon seit Monaten spürbar: "Wir hatten bereits im Dezember den Eindruck, dass sich die Mentalität verändert hat“, sagte er. „Die Atmosphäre unter den Fahrern war eine andere. Die Neuzugänge haben etwas Zusätzliches mitgebracht – das konnte man sehen. Es herrschte große Motivation, und wir haben das Feedback sofort gespürt.
Im Jahr 2024 waren die Pflastersteine noch schwer verdaulich, aber ein Jahr später kann ich sagen, dass es in eine ganz andere Richtung ging – und dafür gebührt allen großer Dank. Selbst junge Fahrer wie Romele und Toneatti haben gezeigt, dass sie der Herausforderung gewachsen sind. Aus dieser Perspektive sind wir sehr zufrieden, denn ihnen steht eine vielversprechende Zukunft bevor. Mit der Mischung aus erfahrenen und jungen Fahrern bin ich überzeugt, dass wir in Zukunft Großes leisten können.“
Zanini kennt die Klassiker wie kaum ein anderer – in seiner aktiven Karriere feierte er Etappensiege bei der Tour de France, dem Giro d’Italia und triumphierte beim Amstel Gold Race. 2025 ist zudem die erste Saison des Teams ohne Sprintlegende Mark Cavendish, der Ende letzten Jahres seine Karriere beendet hat.
"Taktisch ändert sich an unserer Strategie nichts“, erklärt Zanini. „Über die Jahre werden wir es immer wieder mit den üblichen Verdächtigen zu tun haben – Pogacar, van der Poel, Pedersen und Van Aert. Aber die Einstellung unserer Jungs muss sein: Ich kann es kaum erwarten, dass diese Rennen beginnen. Nur so ist man bereit, zu leiden und bis zum Ende zu kämpfen.“
Rückblickend auf die jüngsten Kopfsteinpflasterrennen sagte Zanini weiter: "Am Montag, als ich nach Hause kam, habe ich alles noch einmal Revue passieren lassen. Wir sind gut gefahren, waren von Beginn an vorne dabei. Roubaix ist ein Rennen, bei dem man nicht nur Glück braucht, sondern auch viel Ruhe. Zwischen Stürzen und Reifenschäden zerfällt das Feld immer wieder, findet aber auch zusammen. Man braucht eine Menge Glück – aber man muss es sich auch erarbeiten. Schwierige Momente muss man managen und richtig einordnen. Man kann nicht nur Rennen fahren, wenn alles gut läuft.“
Die Kopfsteinpflaster-Kampagne hat für Zanini einen ganz besonderen Stellenwert: "Die Fahrer wissen, dass das meine Lieblingsrennen sind. Wer hierherkommt, versteht, dass man den Radsport auf eine andere Weise erlebt. Vielleicht übertrage ich diese Leidenschaft auch unbewusst auf das Team. Die Klassiker auf dem Pflaster spürt man einfach intensiver als andere Rennen – vielleicht liegt es an der Atmosphäre oder an etwas anderem. Aber man braucht gar nicht viele Worte. Wer diese Rennen fährt, der spürt den Radsport förmlich in der Luft.“
Doch auch Rückschläge blieben nicht aus – allen voran das Fehlen von Alberto Bettiol, der die komplette Pflaster-Saison wegen einer Lungenentzündung verpasste. Davide Ballerini hingegen zeigte starke Leistungen mit Platz sechs bei Gent-Wevelgem und Rang zehn bei der Flandern-Rundfahrt, wurde in Roubaix jedoch vom Pech verfolgt.
"Schade um Roubaix, wo er durch Pech und einen Zusammenstoß mit einem Zuschauer ausgebremst wurde.“
Zu den positiven Überraschungen im Team zählt auch Yevgeniy Fedorov, der mit seiner puren Kraft beeindruckte: "Meiner Meinung nach ist er unglaublich stark, er hat beinahe übermenschliche Power. Aber er muss noch lernen, klüger zu fahren und die Rennphasen besser zu lesen. In Roubaix blieb er bis zum Arenberg-Wald in der Spitzengruppe, danach hat er sich beim Heranfahren an eine kleine Gruppe zu sehr verausgabt – und ab da fehlte ihm einfach die Kraft. Das sind natürliche Entwicklungsschritte, er ist ja erst 25.“
Auch Michele Gazzolis Einsatz wurde von Zanini hervorgehoben: "Ich will Gazzoli nicht vergessen – er war ein wichtiger Baustein und eine echte Unterstützung für das Team.“
Klatscht 0Besucher 0